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"Containertagebuch 50"
Berichte |
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18.8.2017 |
Horst (Mecklenburg) Vor unserem Flüchtlingsratscontainer steht Jasmina (Name geändert) aus Mazedonien mit ihrem Großvater. Sie ist ein zierliches Persönchen mit einem pausbäckigen Kindergesicht, das ihr mit ihren fünfzehn Jahren auch zusteht. Nicht passend ist ihr Kugelbauch – sie ist im achten Monat schwanger. Da muss natürlich schnell etwas passieren, denn Mazedonien gilt als „sicheres Herkunftsland“ – die Abschiebung droht. Um herauszufinden, welche Hilfe jetzt am dringendsten ist, brauchen wir erst mal eine gemeinsame Sprache. Mit dem Großvater geht das, Mazedonisch und das Kroatisch, das ich seit Ewigkeiten an der Norderstedter Volkshochschule lerne, sind einander ähnlich. Andererseits bekomme ich erstmal nur heraus, dass er Hilfe sucht, für seine schwangere Enkelin. Selber hat er eine Darmkrebsoperation hinter sich, mit der Folge eines künstlichen Darmausgangs, aber das sei nachrangig. Ich nehme die Kleine mit in den Container. Ihre Sprache ist
für mich nahezu unverständlich, schließlich finde ich eine
Telefondolmetscherin, die es auf Albanisch hinbekommt (in Mazedonien
gibt es viele Albaner oder, wie hier, albanisch sprechende Roma). Von ihrer Mutter kam keine Hilfe, Vater ist tot oder sonstwie nicht existent, lediglich ihre beiden Geschwister (14 und 19) sowie die Großeltern gingen mit ihr. Der Großvater war schon zweimal in Deutschland, also versuchen sie jetzt wieder ihr Glück. Wir gehen zur Eingangskontrolle und verlangen eine
Verantwortliche zu sprechen, da minderjähriges hochschwangeres
Vergewaltigungsopfer. Und tatsächlich, diesmal geht es ganz schnell.
Ein Arzt und eine Krankenschwester kommen heraus (das allererste Mal
seit ich in Horst bin!), fragen nach, sind freundlich und entscheiden,
dass Jasmina sofort zusammen mit dem Großvater als (minimal deutsch
sprechende) Kontaktperson in die gynäkologische Ambulanz eines
Krankenhauses gebracht wird. |
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Keine Angst, so heftig geht es nicht weiter. |
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12./13.8.2017 |
Hamburg/Hanseatic Help Meine Mitstreiterin H. muss wegen eines Trauerfalls in den
Iran fliegen. Da sie vor Ort jede Menge hilfsbedürf-tiger Familien
kennt, schickt sie einen Hilferuf an Hanseatic Help. In Unkenntnis,
dass die Hilfsgüter als Flugreisegepäck transportiert werden müssen,
packt man dort an die vierzig Pakete zusammen, genug für einen
Kleintransporter. |
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Das soll in den Flieger … … und das in ein Zwischenlager |
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Sonntagmittag kämpfe ich mich durch den Innenstadt-Verkehr zu Hanseatic Help und stopfe mein Auto voll … | ||||
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… in Unkenntnis, wie viele Tage ich so beladen jetzt durch die Gegend fahren muss. Morgens hab’ ich schon mal bei Facebook einen Hilferuf losgelassen. Und tatsächlich wird mir ein Plätzchen im Wedeler Bunker zugesagt – allerdings befinden sich aktuell weder Zusagende noch Bunkerschlüsselinhaber in Hamburg. Also rauf auf die Elbchaussee und im Verdacht nach Wedel, immerhin weiß ich wo der Bunker ist – mehr dazu im Containertagebuch Nr. 42. |
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Glück gehabt! Im Bunker probt eine Musikgruppe. Der in Kiel weilende Schlüsselinhaber instruiert die Musiker, dann darf ich rein. Finde einen Gabelstapler mit Palette, so dass ich nicht x-mal laufen muss. Und mein Stapel stürzt unterwegs auch nur einmal zusammen … |
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Bis demnächst! |
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Der Soldan-Bericht 50 als PDF zum Download: ——> | Klick hier! | |||
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Letzte Änderung: 31/12/17 |
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